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Nationalmannschaft: WM-Quali-Tagebuch 8

03. Februar 2024 (Lettland - Liepaja)

Der letzte Tag in Liepaja.

 

Der letzte Tag in Liepaja war nochmals ein ereignisreicher. Wir versuchen das Ganze so gut wie möglich zu rekapitulieren.

 

Fangen wir ganz vorne an: Erneut schafften wir es nicht, die holländischen Wohnwagen (ein Pleonasmus?) anzuzünden. Aber sagen wir es mal so – während früher unsere Zündhölzchen einknickten, bevor überhaupt eine Flamme entstand, wurde der Camper diesmal schon mal kräftig eingerusst. Und was man auch sagen muss: Unser Freund «winke, winke» Ed im holländischen Tor ist ein gemütlicher Dude im Kabinengang – im Spiel zeigte er (leider für uns) eine starke Leistung.

 

Wo wir beim Stichwort wären: Unsere Torhüter waren gefragte Männer. Päsci Müller und Luki Good wurden nach drei von vier Partien zum Interview beim IFF gebeten. Gut, man sah sie halt auch sehr oft im Livestream. Die beiden Schnapper zeigten sich aber auch in der Sprache Shakespeares wortgewandt. Gerade Müllers emotionale Worte nach dem Deutschland-Spiel gingen ans Herz. Seine «it’s family, man»-Rede wurde vom IFF mit den Worten «Goalie Müller is an inspiration» genau richtig betitelt. Nachzusehen ist das Ganze auf dem Insta-Kanal des IFF und natürlich auch auf dem hochlöblichen Insta-Auftritt von Liechtenstein Unihockey – wo Müller (mit anderen) sein Unwesen treibt.

 

Und nochmals kurz zu den Goalies. Irgendwann diese Woche haben wir geschrieben, dass «unser dritter Torwart» Niels Schwenninger als Fan nach Liepaja gereist ist. So ganz stimmt das nicht – der ältere Bruder von «Küken» Jan hatte sich vor der WM-Quali verletzt und wurde darum fürs WM-Quali-Kader nicht gemeldet. Wie man in den Vorbereitungstrainings gesehen hat, ist mit «Big Niels» ein echter Konkurrent für Good und Müller herangewachsen. Wer da 1, 2 oder 3 ist, wird sich dann noch weisen. Zumindest hätten wir schon einen guten Namen für das Trio: «The Good, the Bad and the Ugly» - wer welchen Part einnimmt, ist aber noch offen…

 

Dann gleich weiter zum Nächsten, der nur zuschauen durfte. Mit seinen Knie (oder Knies?) hatte unser Lieblingszüzi Robin Baracchi schon länger zu kämpfen. Bitter für so einen talentierten jungen Mann, der sich darum schon seit längerem auch für Aufgaben neben dem Spielfeld zuwandte. In Liepaja wollte er aber nochmals aktiv mitspielen. Nach dem ersten Training war aber klar: Das wird nix. Er sah es sachlich. «Ich wusste, dass es nicht für vier Spiele reichen würde. Nun trat halt der worst case ein.» Als gute Seele hinter der Bande half er fortan dem Team. Sei es als offenes Ohr für die Coaches, als «Tüechli»-Kurier oder als Schulterklopfer der Teamkollegen. Danke Robin, das war nicht selbstverständlich.

 

Böse Zungen behaupten aber auch, dass der «Goldküsteboy» - oder kurz «GKB» - die Woche in Liepaja genutzt habe, um seine internationalen Kontakte zu pflegen/erweitern. Denn seit neustem ist Baracchi ja Sportchef der NLA-Frauen von Kloten-Dietlikon. Und wir sagen: Da haben die Jets genau den Richtigen gefunden! Sein Auftritt als smarter Jung-Businessman am Samstagabend hat uns beeindruckt. Und es würde uns nicht überraschen, wenn bei den Jets plötzlich lettische Verstärkung auflaufen würde. Aber gut, das sind wirklich Gerüchte.

 

Apropos Frauen: Das Quintett der 2.-Liga-Frauen des UHC Schaan sorgte ja für mächtig Stimmung auf der Tribüne bei den Liechtenstein-Spielen – und auch für Aufsehen. Mittlerweile wissen sie in Liepaja, dass es ein kleines Land namens Liechtenstein in Europa gibt. Die Damen haben nur ein Problem: Sie suchen noch einen Trainer für nächste Saison. Und da mittlerweile alle Angefragten aus der Nationalmannschaft abgesagt haben – trotz intensiven Nachhakens – hier nochmals mit Nachdruck: DIE DAMEN DES UHC SCHAAN SUCHEN EINEN TRAINER! BITTE HELFT IHNEN. (Und helft uns, dass sie uns nicht mehr fragen…).

 

Fahren wir weiter in den Geschehnissen des Tages. Völlig überfordert hat uns das «Amrita»-Personal, als wir plötzlich im Speisesaal der Franzosen das Mittagessen erhielten. War dies die Rache dafür, dass wir eine Stunde zu spät kamen? Jedenfalls, jedes FL-Teammitglied tappte nichtsahnend in «unseren» Speisesaal, um dann mit Schrecken festzustellen, dass dort zwar Leute im fast gleichen Trainingsanzug sassen, aber eine ganz komische Sprache, ganz laut sprachen. Es war verstörend. Und noch viel schlimmer war, sich nach einer Woche fester Sitzordnung plötzlich neu zu orientieren. Macht das nie mehr, ihr sonst so netten Leute vom «Amrita».

 

Zum Glück an alter Stätte – also im Speisesaal auf der anderen Seite der Wand – ging dann die legendäre Abreibung von Coach Kipfi über die Bühne. Seine Abschlussworte würden ganze Tagebücher füllen, aber es gilt: Was dort gesprochen wird, bleibt unter uns. Es sei nur so viel gesagt: Künftig wird wohl jedes Teammitglied einen kleinen Lachflash erleben, wenn es ein Bild von Cristiano Ronaldo sieht. Ebenso weiss man nun auch in Liechtenstein und den angrenzenden Gebieten was ein «Heimlifeiss» ist. Ja, Coach Kipfis berndeutsche Ausdrücke sorgen manchmal für fragende und/oder lachende Gesichter. Aber es will eigentlich gar niemand wissen, was ein «Gänggu» ist…

 

Weiter ging es dann zum «Final» der WM-Quali zwischen Lettland und Finnland. Man sagt, es sei ein guter Abend gewesen für die Organisatoren – Gerüchten zu Folge waren einige Biertanks leer. Zum Spiel lässt sich nicht viel sagen. Die Finnen spielten in ihrer ganz eigenen Liga und die Letten, welche uns zuvor noch 29:3 «massakriert» hatten, spielten plötzlich «liechtensteinisch». Sprich, Beton aufziehen und auf Konter hoffen. Hat dann nicht ganz geklappt – 11:3 hiess es für Finnland am Schluss. Kleine Anmerkung am Rande: Es spielte der Dritte gegen den Fünften der letzten Weltmeisterschaft…

 

Zu reden gab vor allem eine Sache. Das 5:1 (oder 6:1?) der Finnen. Wir sassen grad auf Höhe des lettischen Tores und waren überzeugt, dass der Ball nie und nimmer im Tor war und wunderten uns deshalb, weshalb Rasmus Kainulainen jubelte. Wollte er seine hässlichen gelben Handschuhe zeigen? Die Schiedsrichter sahen sich das Tor im Video-Replay an und gaben den Treffer. Entsetzen im «Liechtenstein Corner». Gerade unser «Kurzhaar-Jesus» aus Kiel enervierte sich göttlich und witterte schon eine Verschwörung. Auflösung brachte wieder mal Instagram: In einem kleinen Filmchen war zu sehen, dass Kainulaien tatsächlich durchs Netz schoss! Warum das Loch danach nicht geflickt wurde, bleibt aber rätselhaft.

 

Apropos VAR: Diese kleine Episode ging unter der Woche vergessen. Im Spiel gegen Island verlangten wir auch, dass sich die Schiedsrichter den nicht gegebenen, vermeintlichen 5:5-Ausgleich von Remos Tischhausers nochmals anschauen. Am Rande sei erwähnt: Es war der erste VAR-Einsatz, den Liechtensteins Staff verlangte. Wie so einer abläuft im Unihockey, bekamen wir aus nächster Nähe zu sehen. Gleich neben unserer Bank waren die Samariter postiert und bei denen auf dem Tisch stand ein Laptop. Dorthin begab sich dann der eine der Schiedsrichter und schaute sich den Treffer an. So viel zum Thema «Unterschiede zwischen Fussball und Floorball». Jedenfalls können wir das Gejammer der Fussballer über den VAR nicht verstehen. Eine zusätzliche Pause ist doch ganz okay, die Coaches können nochmals ein paar Sachen mit dem Team besprechen, die Spieler kurz erholen und der restliche Staff die Wunden vom «Tüechli»-Drehen behandeln… Und es sei auch erwähnt: Der Treffer wurde gegeben.

 

Zum Abschluss des letzten Spieltages ging es dann noch ins «Vecais Taizel’s» in die City. Dies war ein würdiger Ersatz für das «Hot Potato» (siehe Tagebuch 3) - dank (oder wegen) uns hatte das schnieke Lokal extra länger geöffnet. Die Burger waren diesmal lecker und mit den Pommes hätte man noch weitere Mannschaften verpflegen können. Und auch wenn der Gerstensaft keine Bestnoten erhielt, die Drinks machten es wieder wett. Man sagt, gewisse Teile des Teams klammern sich noch heute an ihren «Long Islands». Der harte Kern zog dann noch in die ominöse «Zuckerfabrik» weiter, wo es dann hiess: «Je später der Abend, umso schöner die Gäste.»

 

Ach ja: Einer hatte keine Lust mehr auf Burger & Co. und eröffnete kurzerhand seine eigene Pizzeria, sozusagen. Mit vereinten Kräften wurde Besagter dann ins Hotel begleitet/gezogen/getragen. Wer dies war, wird nicht verraten, nur so viel: Es war nicht Lukas Good! Dieser hatte aus seinen Fehlern der rauschhaften Nacht vor vier Jahren gelernt und brillierte dieses Mal als barmherziger Samariter. Trotzdem brachte er das Grinsen nicht aus dem Gesicht. «Endlich bin ich es mal nicht», freute sich unsere Nummer 99. Den Stab der ominösen «Liepaja-Stafette» hatte er bravourös weitergereicht.

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