Nationalmannschaft: WM-Quali-Tagebuch 7
02. Februar 2024 (Lettland - Liepaja)
Deutschland Null, Liechtenstein Eins
Alles rund ums Spiel gegen Deutschland – hier im Tagebuch Nummer 7.
Bisher verlief in dieser Woche organisatorisch praktisch alles reibungslos. Chefkoordinatorin Annija zieht bei der Turnierorganisation im Hintergrund die Fäden, «Kaiser Franz» bei uns – grosse Pannen sind uns nicht bekannt. Doch am Freitagmorgen brach Hektik bei Team Liechtenstein aus. Das Hotelpersonal vergass die Trikots zu waschen – der ganze Sack mit Dress, Hosen und Stulpen lag noch stinkend in einem Sack hinter der Reception. Nun war «Striker» Franz gefordert. Die verschwitzten Sachen nochmals tragen – wir mussten ausgerechnet zweimal hintereinander in den Auswärtsdress ran – oder drauf drängen, die Sachen noch rasch zu waschen? Zwei Stunden vor dem Spiel eine knifflige Frage – Franz entschied sich für zweiteres. Genau eine Stunde vor Anpfiff war er dann mit frisch duftenden Hemden und Hosen im Stadion. Und nun wissen wir auch endlich, was es braucht, damit unser ewig Ruhe ausstrahlender Team Manager auch mal nervös wird. Der zweite Fall wäre wohl, wenn er nicht seine 13 täglichen Kaffees trinken könnte…
Das Spiel gegen Deutschland besass nur einen «Haken»: Es dauerte 53 Minuten zu lang. Das Tor zum 1:0 von Tres Tischhauser in der 7. Minute wird einen ganz besonderen Platz in der Geschichte von Liechtenstein Unihockey erhalten. Erstmals führten wir gegen eine der grossen Nationen. Man wäre gerne Mäuschen auf der deutschen Bank gewesen. Bei uns hiess es: «Stop the count». Wir wurden aber nicht erhört vom IFF. Jedenfalls: Das erste Drittel war ganz grosses Kino. Auf dem Beton, den wir anrührten, hätte man Wolkenkratzer bauen können. Apropos «kratzen»: Was Goalie Pascal Müller – normalerweise in der 3. Liga Kleinfeld zu Hause – gegen die Bundesliga- und NLA-Stürmer zeigte, war schlicht phänomenal.
Und wenn wir grad beim Thema Deutschland sind: Die Zahlenvergleiche drängen sich einfach auf. 83,2 Millionen Menschen leben in Deutschland, was heisst, dass Liechtenstein rund 208'000-mal Platz hätte beim nördlichen Nachbar. Es gibt 286 Städte in Deutschland, die grösser sind als Liechtenstein und vergleichbare 40’000-er Städte tragen wenig klingende Namen wie Völklingen, Maintal oder Ostfildern. Ganz ehrlich: Noch nie gehört (und nur auf Wikipedia gelesen.) Und um es zu wiederholen: Wir lagen 1:0 in Führung.
Einer musste aber kurzfristig passen: Das Knie von Lino Heeb sagte leider «Nein». «Le Frisur» liess den Kopf aber nur kurz hängen und machte sich alsbald als «Tüecheli»-Mann nützlich. Dies auch, weil sich der Schreiberich nach der rechten auch an der linken Hand verletzte beim Präparieren der «Magic Towels». Die zarten Bürofinger waren der Belastung nicht mehr gewachsen. Zimmermann Heeb machte seine Sache beim Auswinden und Drehen der Tüechli sehr gut und meinte anschliessend: «Wenn ich mal nicht mehr auf dem Bau arbeite, dann bewerbe ich mich als Dönermann. Praxiserfahrung habe ich ja nun.»
Einer, der gar nicht mit nach Liepaja kommen konnte, ist Fabian Hasler. Wir vermissen unseren «Häsi» aber sehr. Auf und neben dem Feld. Ein bisschen da ist er trotzdem – von zu Hause aus schaltet er jeweils die Artikel auf der Website auf. Grossen Dank dafür! Beim Spiel gegen Deutschland war «Häsi» noch ein bisschen mehr da: Vor dem Spiel nahm die Mannschaft sein Trikot bei der Torhüterbeschwörung mit und legte es in die Mitte des Kreises. «Häsi, miar sin bi diar»