Nationalmannschaft: WM-Quali-Tagebuch 1
02.02.2016
Team Liechtenstein ist auf grosser Fahrt in Slowenien. Hier der erste Tagebucheintrag. Tschüss Ljubljana, Hallo Naklo und Skofja Loka heisst heute das Motto.
Endlich sind wir am Montagabend (oder Präabend wie Sheldon Cooper sagen würde) in Naklo angekommen. Im Hotel Martinsek werden wir bis Sonntag unsere Zelte aufschlagen. Naklo hat 5192 Einwohner (die Kühe wurden miteingerechnet) und das Hotel scheint so etwas wie der Dorftreffpunkt zu sein. Neben Team Liechtenstein haben auch unsere italienischen Amici, die Norwegen-Elche und die schwedischen Serben das als Wellnesshotel angepriesene Hotel ausgewählt. Erster Dämpfer: Der Wellnessbereich ist «out of order» und das WLAN dauerüberlastet. Nun ja, müssen wir halt miteinander reden.
In Ljubljana haben wir noch gelebt wie die Fürsten äh Könige. Das «Grand Union» sei das beste Hotel in der Stadt wurde Simon Züger mit offenen Mündern seiner Mitfahrer mitgeteilt – Züger kam zuvor per Mitfahrgelegenheit von Wien nach Laibach. Tatsächlich fiel dann der Dresscode «Trainer und Teamjacke» ein wenig ab von den übrigen Hotelgästen. Im Sommer dürfte Ljubljana ein ganz tolles Plätzchen sein. Abermillionen von Cafés säumen das Stadtflüsschen. Im Winter versammeln sich die Raucher dann unter den Wärmepilzen. Am meisten los war am Montag, als plötzlich die ganze Stadt auf den Beinen schien. Umso ausgestorbener war’s dann aber am Samstag- und Sonntagabend.
Den Wellnessbereich hatte Teamkneterin Nadia für sich, da sich der Rest des Teams nach der Eroberung der Burg oberhalb der Stadt («Grösser als die vom Fürst!») für den Besuch des Eishockeyspiels Olimpija Ljubljana gegen den Klagenfurter AC entschieden hatte. Die KAC-Fans Wuggenig und Wuggenig hatten da gute Überzeugungskunst geleistet. Die Partie der Playoff-Qualirunde des abgeschlagenen Schlusslichts aus Laibach und dem praktisch schon qualifizierten KAC war denn aber nicht unbedingt ein Highlight moderner Eishockeykunst.
Team Liechtenstein sorgte schon beim Anstehen beim einzigen (!) Kassenhäuschen für Panik beim Kassenmädel. Die seit Anfang Jahr geltende Quittungspflicht sorgt in Slowenien noch in manchen Dienstleistungsbetrieben für erhöhten Puls. 20 Minuten vor Spielbeginn war dann die Halle noch leerer als bei einem 3.-Liga-Spiel. Des Rätsels Lösung: Die Getränkestände im Stadion waren nicht bedient, die vor dem Stadion aber geöffnet. Mit Spielbeginn war die Halle dann aber plötzlich anständig gefüllt.
FCV-Edelfan Oli S. fühlte sich gleich sofort «zuhause» - zu hören waren nur die Auswärtsfans aus Österreich. Erst nach dem überraschenden 1:0 der heroisch kämpfenden, aber spielerisch weit unterlegenen Gastgeber wachten die «Rheinwölfe» Olimpijas auf. Das Gebotene bewegte sich irgendwo zwischen NLB und NLA, einzig Laibachs Lottergoalie spielte in seiner ganz eigenen, sehr tiefen Liga. Das 2:1 des KAC legte er sich gleich selber ins Netz. Am Schluss verbuchten die lustlosen Klagenfurter einen 3:2-Arbeitssieg, auch weil Laibach sich selten dämlich in den letzten Minuten bei fünf gegen drei Feldspielern anstellte. Powerplay scheint bei Olimpija ein Fremdwort zu sein. Siegerinnen waren dafür die Cheerleaderinnen, rund um welche sich die Zuschauer der Gegentribüne scharten. Ebenso wird die Clubhymne «Olimpija, Olimpija!» Eingang auf die Liechtensteiner Kabinen-Playlist finden.
Heute um 13.30 Uhr gilt es endlich ernst. Gegen die Unihockey-Weltmacht Tschechien wird es vor allem heissen, die «Schlacht» möglichst heil zu überstehen. Die besten Tschechen spielen in der schwedischen Superliga, unser «Star» Tyson Inhelder spielt in der 1. Liga. Nun ja, die Wettquoten auf einen Liechtensteiner Sieg sollen astronomisch sein, sagt man.