Nationalmannschaft: WM-Quali-Tagebuch 3
28. Januar 2020 (Lettland - Liepaja)
Bald geht’s los mit der WM-Quali. Und der Staff wird immer grösser.
Am letzten Tag vor dem ersten Ernstkampf (Mittwoch, 9.00 MEZ) gegen Tschechien hiess es, mal schnuppern in der Haupthalle. Das Liepājas Olimpiskais Centrs – kurz LOC – wurde in eine prächtige Unihockey-Arena verwandelt. Links und rechts nun eine stotzige Tribüne, hinter den Toren wird’s dafür eng. Richtig geraten: Normalerweise wird hier Basketball gespielt, da ist das Feld ein wenig kürzer. Egal, sieht wirklich schön aus. Wie es dort abgehen kann, haben wir am Abend gesehen. Der lokale A-Ligist FK Kursi (Kurschi ausgesprochen) trat zum Freundschaftsspiel gegen Frankreich an. Das lockt an einem regnerischen Dienstagabend über 300 Zuschauer, inklusive lautstarkem Fanklub an. Ja, wir haben auch gestaunt – als wir erst kurz vor Spielbeginn eintrafen, waren nur noch Plätze nahe der Spielerbank frei… Apropos Staunen und Kursi: Der Klub hat tatsächlich einen eigenen Fanshop mit sauberem Merchandising. Da kann sich noch mancher NLA-Klub in der Schweiz eine Scheibe abschneiden.
Die Franzosen sind übrigens die einzigen, die wir bisher «von Nahem» gesehen haben. Anders als beispielsweise vor zwei Jahren in Estland, sind die Teams in verschiedenen Hotels untergebracht. Respektive es wurden den Delegationen mehr Varianten vorgeschlagen. In unserem Hotel Amrita wären eigentlich auch die Tschechen, doch gesehen haben wir sie bisher noch nicht. Vielleicht haben sie ja Angst vor uns… Am Essen kanns nicht liegen, dass das tschechische Team noch nicht da is(s)t. Das Büffet ist gross und reichhaltig und wer Kartoffeln, äh Grundbirnen natürlich, und Fisch mag, der kommt voll auf seine Kosten. Hunger musste also noch keiner leiden, selbst die Anti-Grundbirnen-Fraktion wird satt.
Beim morgendlichen Training unternahm auch Philipp Wuggenig nochmals einen Anlauf. Unser Vorzeigegrieche bekam kurz vor der Abreise vom Arzt mitgeteilt, dass er sich im letzten Jahr vermutlich etwas an der Hand gebrochen habe. Bei – oder mit – was, wusste Wugge aber selber nicht, aber jedenfalls tats höllisch weh. Mit Tape und Physio-Behandlung hoffte er, dass es «irgendwie» trotzdem gehen könnte für die Quali. Schon rasch merkte Wuggenig aber, dass es nicht ging. Schweren Herzens musste er Cheftrainer Kipfer mitteilen, dass er nicht als Spieler zur Verfügung stehe. Schade, schade, Marmelade. So bleibt es leider bei nur 13 Feldspielern. Unser Dottore – der fleissige junge Mann hat sich den Doktortitel im letzten Jahr erkrampft – wird aber im Staff mitwirken.
Apropos 13 Feldspieler: Dass das bei vier Spielen in vier Tagen hart werden wir, sind wir uns bewusst. Heute zündete eine kleine FL-Delegation in der einen Kirche schon Kerzen an, verbunden mit der Hoffnung, dass sich keiner verletzt. Noch viel schlimmer hat es die Nati der Elfenbeinküste getroffen. Ganze sechs Feldspieler und ein Torwart sind für die Quali in der Slowakei gemeldet. Im ersten Spiel trifft die einzige Auswahl Afrikas, die an einer WM-Quali teilnimmt, dann ausgerechnet noch auf die Weltnummer 3, die Schweiz. Bei uns wurden Erinnerungen an die Quali vor zehn Jahren wach. Damals traten zehn Liechtensteiner im Schlusssspiel in El Escorial (Spanien) gegen sechs Georgier an. 5:1 gewannen wir damals in einem epischen Spiel. Und wir sagen jetzt nicht, dass dies der letzte offizielle Länderspielsieg war…