Nationalmannschaft: WM-Quali-Tagebuch 1
26. Januar 2020 (Lettland - Liepaja)
Liechtensteins Unihockey-Nationalteam ist wieder mal auf grosser Reise. Die Akklimatisation an der Westküste Lettlands läuft auf Hochtouren.
Am Samstag, mitten in der Nacht (06:00 Uhr), begann das Abenteuer „WM-Quali in Lettland“ für die wackeren Nationalspieler Liechtensteins. Gegen 17 Uhr Ortszeit (16 Uhr MEZ) war dann Liepaja, der Austragungsort der diesejährigen Quali, erreicht. Dazwischen lagen ein gut zweieinhalb Stunden langer Flug in einer Sardinenbüchse der Air Baltic sowie eine nochmals so lange Busfahrt einmal quer durch Lettland. Was wir jetzt wissen: Lettland ist gross und hat viel Natur. Seeeeeehr viel Natur. Und Busfahrer können auch verkappte Rallyfahrer sein.
Von Liepaja kennen wir mittlerweile den Rimi-Supermarkt – und den Strand. Das Städtchten (rund 76000 Einwohner) liegt an der Westküste Lettland an der Ostsee. Wenig überraschend hatten wir die Beach heute ganz für uns allein. Es war auch „etwas“ windig und frisch (fünf Grad). Drum sprang auch – ebenso wenig überraschend – keiner ins Wasser. Liepaja, so erfuhren wir später bei einem wärmenden Kafi, sei eine der schönsten Städte Lettlands und habe eine bewegte Vergangenheit. Im ersten Weltkrieg besetzte Russland die Hafenstadt, im zweiten kamen die Nazis. Rund 500 Gebäude wurden im zweiten Weltkrieg zerstört. Nach 1945 übernahm die Sowjetunion und machte aus dem Hafen einen Marinestützpunkt.
Gesehen haben wir auch den Spielort, ein riesiges Olympiazentrum. Dort trainierten am Sonntagmorgen noch die lokalen Basketballjunioren, nebenan wurde Futsal gespielt. Eine tolle Halle, wir sind dann gespannt, wie es aussieht wenn die Zuschauertribünen ausgefahren sind. In Steinwurfweite liegt auch das nächste Olympiacenter, wo die Trainingshalle stationiert ist. Dort durften wir auch der lettischen Unihockeynati zuschauen – oder wie es einer der lettischen Trainer sagte: „Watch and enjoy“. Den lettischen Nationaltrainer kannte Remo Tischhauser noch bestens. Arto „Japi“ Riihimäki sprang letzte Saison beim UHC Sarganserland ein und führte das Fanionteam zum NLB-Ligaerhalt.
Apropos Nationaltrainer: Liechtensteins Chefcoach Marco Kipfer konnte die Reise nach Liepaja aus gesundheitlichen Gründen noch nicht antreten. Am Montag reist er aber nach. Sein Assistent Reto Voneschen hatte mit anderen Problemen zu kämpfen: Sein Gepäck blieb in Zürich. Am Montag soll es auch in Liepaja eintreffen. Bis dahin besteht seine Garderobe aus zwei Ersatz-Natileibchen – und geheimnisvollen „lettischen Glücksunterhosen“. Hoffentlich bringen die Glück. Solches hatte Verbandspräsident Franz Maurer. Sein „Einzelzimmer“ ist ein riesiges Appartement, wo vermutlich noch die halbe Mannschaft Platz hätte. Der Rest des Staffs schläft dafür in besseren Abstellkammern. „Kaiser Franz“ wäscht seine Hände in Unschuld, aber wer hat nochmals die Reservierung des Hotels vorgenommen?
Eine lustige Geschichte noch zum Schluss. Mit Robin Baracchi steht ein besonderer Debütant in Liechtensteins Kader. Der junge Mann aus Kloten meldete sich erst im vergangenen Herbst bei Präsi Maurer. Entdeckt hat ihn aber weder ein Natispieler noch der Staff. Nein, Baracchis Freundin Seraina Zwissler spielt bei den Kloten-Bülach Jets in der NLA und steht auch in der Schweizer U23-Nati. Und irgendwann wurde Baracchi in Zwisslers WG auch aufs Thema Nati angesprochen, worauf er sich an die liechtensteinischen Wurzeln seiner Mutter erinnerte. Barachhi schelmisch: „Nun kann ich meiner Freundin sagen, dass ich vor ihr in der Nati spiele.“ Sind wir ganz froh, über diese Entscheidung. Willkommen bei Team Liechtenstein, Robin.