Nationalmannschaft: WM-Quali-Tagebuch 7
03.02.2018
Wir sind so cool. Das muss von den Grundbirnen kommen. Aber wo ist die Prinzessin?
Es wird wieder kühler in Tallinn und der Schnee, der nicht von den Unmassen an Streusalz zum Opfer fiel, puderzuckert die ganze Stadt. Schön. In den Schnee ausserhalb der Kalevihalle wagten sich auch drei mutige Fürstensöhne. Vali, Felderer und Wugge zeigten sich von ihrer ganz harten Seite und legten sich beim Auslaufen nur noch in den Tenühosen bekleidet, auf die weisse Pracht. Das entsprechende Bild auf den Social-Media-Kanälen kommentierte der internationale Verband IFF mit den Worten «Liechtenstein hat etwas falsch verstanden beim Cooldown». Ah was, seher ned. Wir sind einfach coole Jungs.
Etwas Coolness hat leider im Spiel gegen Holland gefehlt. Nicht jeder ist so abgebrüht wie unser Topskorer Remo Tischhauser. Erst wurde er regelwidrig nach seinem x-ten Vorstoss gefoult, danach verwandelte er den fälligen Penalty eiskalt. Hollands Goalie Niek van Linge, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Ed Sheeran besitzt, winkte dem «Rangerbomber» mit der rechten Hand noch zu – die Finger winkten noch, als der Ball an ihnen in den Bügel flog. Herrlich. «Bei den Rangers lassen sie mich nicht mehr Penaltys schiessen, da ich im Training nie treffe», so Tischhauser später sichtlich amüsiert. Botschaft angekommen, liebe Rangers?
Wie immer nach den Spielen wartet bereits das Essen im Hotel Shnelli. Das Restaurant ist übrigens während der Unihockey-Quali-Woche für «Normalsterbliche» geschlossen – die sechs Teams nehmen beim Hotel gleich neben den Bahnhof den ganzen Essenssaal in Anspruch. Die Mahlzeiten sind extrem lecker, kein Vergleich mehr zu den «Dschungelprüfungen» vor zwei Jahren in der Schulmensa in der slowenischen Pampa von Skofja Loka. Aber jeden Tag Grundbirnen – Herdöpfel, für alle Nicht-Liechtensteiner – ist definitiv gewöhnungsbedürftig. Etwas gar schwer im Magen lagen auch die üppigen Desserts. «Aber was gut schmeckt, ist sicher auch gesund», so das Teammotto. Zum Abschluss genehmigen wir uns am Sonntag aber trotzdem noch ein letztes Essen auswärts.
So langsam ist glaub jeder auch froh, dass sich die Woche dem Ende neigt. Die Hotelzimmer sind gäbig, aber halt nicht wirklich riesig. Das TV-Programm mit 42 Sendern okay – leider sind halt nur zwei auf Deutsch. Und wenn die beiden auch noch RTL und RTL plus sind, dann melden sich die Gehirnzellen gleich zum Schönheitsschlaf. Eine gute Übung für Unihockeyspieler ist dafür der «Wasserkratzer» in der Dusche – das Wasser plätschert einfach auf den Boden. Wer zulange duscht, der flutet das ganze WC. Aber immerhin ist das WLAN sehr leistungsfähig. Auch hier kein Vergleich zu Slowenjia vor zwei Jahren, als Internetzugang im Hotel nur möglich war, wenn kein anderes Team im Haus war.
An der Organisation in der Halle lässt sich nicht viel mötzeln. Das bewegt sich praktisch auf WM-Niveau. Es würde nicht überraschen, wenn bald eine U19-WM hier stattfinden würde. Verdient hätten es die Organisatoren. Heute kamen über 1000 Zuschauer zum entscheidenden Spiel Estlands gegen Polen in die Kalevihalle. 5:4 gewannen die Esten und lösten so das direkte WM-Ticket. Polen muss nun hoffen als einer der besten Drittplatzierten weiter zu kommen. Dazu muss es morgen aber noch gegen die Holländer gewinnen.
Mit unter den Zuschauern auch Teammanager Franz und Captains Rainers, die zum Empfang der Stadt eingeladen wurden. Bühel machte auf Teamplayer und stellte noch ein Bild vom VIP-Büffet in den Teamchat, ehe er sich darauf stürzte. Grande Rainer! Nicht mit von der Partie war unser Teamguide. Prinzessin Lea ward seit Mittwoch nicht mehr gesehen. Mit «vermutlich Grippe» meldete sie sich ab, auf unsere Nachfragen reagierte die Studentin aber nicht mehr. Hmm, so schlimm, der Guide Liechtensteins zu sein? Wurde sie vielleicht gemobbt von den anderen Guides? Wir werden morgen versuchen, das Rätsel zu lösen.