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Nationalmannschaft: WM-Quali-Tagebuch 6

02.02.2018

Das Ende ist langsam in Sicht hier in Tallinn. Bis jetzt lief alles besser, als erwartet.

Das Profileben hat uns hier in Tallinn voll im Griff. Schlafen, essen, mit dem Bus zum Spiel, massieren, wieder essen – ein Leben an das man sich gewöhnen könnte. Auch wenn halt die Spiele arg an die Substanz gehen. Chneter Matt hat alle Hände voll zu tun, mittlerweile hat das halbe Team irgendwo ein Tape. Und wenn sein Aufruf «wer braucht Massage?» im Teamchat erscheint, blinken die Handys im Sekundentakt. Ein guter Mann, unser Mad Matt. Und es scheint ihm auch ganz gut in Tallinn zu gefallen.

Gegen Polen gab es viel Positives, über das zweite Drittel legen wir halt mal den Mantel des Schweigens. Aber scheinbar hat es ziemlich gerumpelt in Polens Kabine in der ersten Drittelspause. Nur 1:1 gegen das «kleine» Liechtenstein, das war dann doch nicht das, was sich die Weltnummer 12 erhofft hatte. Für unser erstes Drittel gab es Lob von höchster Stelle: «Sehr gut gespielt in der Abwehr, sehr gut verschoben», nickte Finnlands zweifacher Weltmeistertrainer Petteri Nykky anerkennend. Gegen die Niederländer gewannen seine Finnen gar 32:1 – die Holländer hatten keine Lust zu mauern, sondern suchten selber immer wieder die Offensive. Das bestraften die Finnen gnadenlos.

Nykky erkundigte sich auch gleich nach dem Befinden von Thomas Inhelder, der sich gegen Finnland am Knie verletzte. Dieser war da schon auf dem Weg nach Hause, an einen weiteren Einsatz war nicht mehr zu denken. «Benders» Trip nach Tallinn war kurz, aber heftig: Am Dienstagabend angekommen, am Mittwoch mit einem Laserpass noch mal sein Können gezeigt, am Donnerstag gegen den Weltmeister ausgeschieden. «Meine Ökobilanz ist verheerend», meinte er lachend, kurz bevor er sich auf den Flughafen aufmachte. Gute Besserung nochmals.

Eine amüsante Sache sind jeweils die Interviews nach den Spielen. Der beste Spieler jeder Mannschaft muss/darf jeweils kurz ein paar Sätzlein sagen – und meist steht feixend auch das halbe Team daneben. Die charmanten Damen vom Medienteam haben sich mittlerweile gesteigert, die Fragen nach den Partien machen langsam Sinn. Erschwerend kommt einfach hinzu, dass die Interviews auf Englisch durchgeführt werden. Die Youngsters Valentin Vogt und Lukas Good erledigten die Aufgabe bravourös, Remo Tischhauser wollte nach Spiel 3 aber keinen «Casagrande» produzieren und nahm drum seinen Buddy Mathias Inhelder mit. Dieser «übersetzte» Tischhausers kurze Antworten auch gewohnt eloquent und ausschweifend. Mutter Tischhauser durfte sich natürlich auch über Grüsse freuen.

Überhaupt, der Remo: Den Grabser Topskorer haben wir fest ins Herz geschlossen. Ohne grosse Worte hat er sich sofort ins Team integriert. Rotzfrech nervte er auch die finnischen Weltklasse-Verteidiger mit seinem bissigen Nachsetzen. Gegen Polen erzielte er im dritten Länderspiel schon sein zweites Tor. Gerüchten zufolge soll der «Ranger-Bomber» schon mit einem Dorffest in Grabs empfangen werden.

Auch einen Tag nach seiner Glanzleistung gegen Finnland war unser Goalieküken Lukas Good noch in aller Munde. Auf mittlerweile 55'000 Klicks ist das Bild mit seinen blutverschmierten Handschuhen angewachsen. Wir sind gespannt, wo das noch hinführt, diverse ausländische Unihockeyverbände und Medien haben das Bild mittlerweile geteilt. In Tschechien sei beispielsweise eifrig diskutiert worden, warum er denn so blutete an den Händen. Wir klären auf: Es waren natürlich nicht die Schüsse der Finnen, sondern das Verschieben von einem Ecken in den anderen. Bei 60 Minuten Dauerbeschuss musste sich Klein Lukas auch mal unkonventionell bewegen. So bildeten sich Blasen an den Händen. Schon im zweiten Drittel tapte Matt diese aber zu.

An einen Einsatz gegen Polen war für Good nicht zu denken. Zu erledigt war er nach dem Finnlandspiel. Kein Problem für Torhüterkollege Pascal Müller. «Mir ging es nach dem ersten Spiel genau gleich», meinte er bloss. Für Lukas endete der Tag trotzdem mit einem Erfolgserlebnis. Unihoc Schweiz, unser langjähriger Materialsponsor, teilte uns mit, dass auf Lukas zuhause ein paar neue Handschuhe warten würden. Er müsse einfach seine «Blut-Handschuhe» mitnehmen. Mal schauen, ob die nicht im Landesmuseum ausgestellt werden. So oder so – herzlichen Dank für die tolle Geste!

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