Nationalmannschaft: WM-Quali-Tagebuch 1
28. Januar 2018
Team Liechtenstein hat seine Zelte in Tallinn aufgeschlagen. Es herrscht aber noch Ruhe vor dem Sturm.
Samstagmorgens um 7 Uhr begann die «Mission WM Quali 2018» auf dem Bahnhof in Sargans. Gut zwölf Stunden später sass Team Liechtenstein beim Abendessen im Hotel Shnelli (kein Schreibfehler) beim Bahnhof in Tallinn. Dazwischen lag ein Flug via Frankfurt in die estnische Hauptstadt. Beim Airport nahm das Team auch Simon «Zügi» Züger mit einem herzlichen «Jesus is alive» in Empfang. Unser Austria-Söldner flog von Wien via Warschau in die estnische Kapitale. Im Gegensatz zum restlichen Team verlief sein Flugabenteuer nicht ganz reibungslos: Beim Check-In wurde Züger beschieden, dass seine Stocktasche als Handgepäck durchgehe. Kurz vor dem Einsteigen hiess es dann am Gate, «sorry, geht doch nicht, kostet 70 Euro extra.» Bar auf die Kralle natürlich. Student Züger natürlich bargeldlos, also hoppdihop zum Bankomat. Da bei diesem die 70-Euro-Scheine schon aus waren und die Stewa… äh Saftschub… äh Flugbegleiterinnen kein Wechselgeld hatten, gings auch noch in den nächsten Shop zum Geldwechsel. Ah ja, die restlichen Passagiere sassen alle schon im Flugzeug. Um welche Fluggesellschaft es sich handelte, sagen wir besser nicht. Es wäre der polnischen LOT nicht fair gegenüber.
Beim Abendessen merkten wir dann, dass irgendetwas nicht stimmt. Die Klimaanlage war auf ambitionierte 18 Grad runtergekühlt, so dass gewisse Trainer mit vergänglichem Haarwuchs gar eine Mütze aufsetzen. Dazu waren die vielen Pilze im Essen recht verdächtig. Ebenso hatte der Buschauffeur bei der Abfahrt vom Flughafen mal locker vergessen, die Türe der Gepäckablage zu schliessen. Noch vor der ersten grossen Kurve schloss er sie nach den lautstarken Hinweisen von Teamchef Franz. Was sollte das alles? Unsere Vermutung: Psychospiele der Esten, gegen welche wir ja am ersten Turniertag (am Mittwoch) antreten. Mit allen Mitteln sollten wir wohl verunsichert werden. Dass die Klimaanlage am zweiten Tag nicht mehr lief, deuten wir mal als estnische Kapitulation. Oder vielleicht hatten sie aufgrund des kleinen Kaders – nur 14 Aktive und vier Staffmitglieder sind derzeit anwesend, da Captains Rainers Bühels und Thomas «Achilles» Inhelder noch nachreisen – gedacht, dass die Psychospielchen gar nicht nötig sind. Ha, wenn sie sich da mal nicht getäuscht haben.
Beinahe wäre unser Kader noch etwas gewachsen. Nicht nur wegen «Ranger-Bomber» Remo Tischhauer, welcher praktisch in letzter Sekunde verpflichtet wurde, Nein, weil am Flughafen in Zürich auch die liechtensteinische Fussball U21 praktisch gleichzeitig mit uns eintraf. Diese war auf dem Sprung nach Portugal in ein Trainingslager (hach, das Fussballerleben…). Goaliebeauty Päsci Müller nutzte die Möglichkeit natürlich grad, um noch Spieler für den Trip nach Tallinn zu überreden. Leider liess sich auch die LFV-Hoffnung «Chätzle-Wulff» nicht überreden. Gut, Portugal dem estnischen Winter vorzuziehen, können wir knapp verstehen. Aber alles andere nicht.
An Tag 2, also dem Sonntag, stand vor allem Akklimatisation auf dem Programm. Ist ja auch wichtig, für uns Hochalpinen ist das Meeresklima schon eine rechte Herausforderung. Was wir sagen wollen: Bis jetzt sind wir das einzige Team im Shnelli. Die restlichen dürften am Montag folgen. Jedenfalls, nach der Besichtigung der mittelalterlichen Burg Toompea loss – nett, aber kein Vergleich zum Fürstenschloss – hiess der wichtigste Tagesprogrammpunkt: Final Australian Open. Jungroutinier Valentin Vogt übernahm die Verantwortung und führte den Trupp zielsicher in den Arizona Saloon. Wichtigste Voraussetzungen: Grossbildschirme und Free Wi-Fi. Check. Und natürlich, Bravo Roger, Team Liechtenstein gratuliert herzlich. Mit einer Teamsitzung vor dem Abendessen wurde dann der Akklimatisationsteil abgeschossen und der Fokus auf die sportlichen Höhepunkte der kommenden Wochen eingeläutet. Vamos Liechtastaa!