Nationalmannschaft: WM-Quali-Tagebuch 6
2. Februar 2016
Die WM-Quali in Slowenien ist Geschichte. Mit dem letzten Tagebucheintrag schliessen wir unsere Berichterstattung aus dem wilden Osten auch ab.
Am letzten Tag warteten unsere italienischen Freunde auf uns. Und zwar schon im Car – gemeinsam ging’s letztmals ins Schulhaus (übrigens eines wo Unter-, Oberstufe und Kanti untergebracht sind). Wir hatten uns zwar die «coolen Plätze» hinten im Bus gesichert, dafür sicherte sich Team Italia den DJ-Pult. Mit typischem Italo-Sound von Andreas Gabalier und Lo&Leduc (*ironieoff*) sangen sich die Azzuri warm – und malträtierten unsere Ohren. Sowie scheinbar die der Italo-Coaches. Kaum in den Garderoben angekommen, war dann auch schon die Standpauke der Trainer nebenan zu hören. Ungewohnt: Beide Teams verstanden jeweils, was die anderen sagten – bei Italien wurde nur Schweizerdeutsch gesprochen. So kam auch der Trash-Talk nicht zu kurz. Am Schluss nützte alles nichts – auch beim fünften Spiel gingen wir leer aus.
Für einen war die Partie gegen Italien der letzte Auftritt im FL-Trikot. Unser grauer Panther Claudio Hartmann gab seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt. Mit seinen jugendlichen 41 Jahren steht er zwar in der Blüte seines Lebens, Unihockey will er aber nur noch im Verein spielen. In Skofja Loka stand er nochmals seinen Mann. Mit wehendem Haar machte er den Stürmern das Leben schwer. Als Dank wählten ihn die Trainer gegen Italien trotz «nur» eines Kurzeinsatzes zum besten Spieler. In Erinnerung bleiben, wird ihm das Spiel aber vor allem wegen des ersten Natitores von Sohnemann Dominik.
Abschied nehmen, hiess es auch vom Schulhaus in Skofja Loka. Wie wir erfuhren, hätten die Organisatoren (respektive eigentlich nur der Organisator, der omnipräsente Blaz) für den verlegbaren Boden der Marke Gerflor 12'000 Franken für die Miete und 5'000 Franken für den Transport berappen müssen. Zuvor, sprich vor der Vergabe der WM-Qualifikation, hiess es beim internationalen Verband IFF noch, der Gerflor-Boden sei gratis. So kann man Mitgliederländer auch verarschen. «Wir haben dafür einfach kein Geld», erklärte Blaz. Verständlich. Erfreulich an der Low-Budget-Veranstaltung war vor allem der Zuschauerandrang. Gegen Serbien am Freitagabend vollführten 900 Zuschauer ein Höllenspektakel. Zur WM-Quali hat es den Slowenen trotzdem knapp nicht gereicht.
Nicht vermissen werden wir die Mensa-Küche des Schulhauses. Teilweise glichen die Mahlzeiten eher Dschungelprüfungen. Allen voran der in Unmengen von Essig eingelegte Salat war eine echte Herausforderung. Die Krönung war die «Lasagne» ausgerechnet vor dem Italien-Spiel. Das «Ölgemälde» mit so etwas wie Ghacktem war nur für besonders hungrige Mägen geeignet. Tags zuvor gabs Paniermehl mit Fischgeschmack – aber leider ohne Sauce. Bitter vor allem: Die Mahlzeiten waren teurer als im Hotel-Restaurant, aber nicht halb so schmackhaft.
Richtig feines Essen gab’s dann am Abschlussabend in einem Restaurant in Kranj, der nächsten grösseren Ortschaft von unserem Naklo. Bei Kalbsmedaillon oder einem der riesigen Schnitzel wurde die Quali nochmals Revue passiert. Oder auch mal kurz zurückgeblickt. Vor sechs Jahren in Spanien standen nur elf Spieler und ein Torhüter im Aufgebot – diesmal waren es 18 Spieler und zwei Goalies. Oder wie es unsere «Griechen», also die Wuggenig-Brüder, sagten: «Aus einer Fussballmannschaft hat sich ein Hockeyteam entwickelt». Ausgeklungen wurde der Abschlussabend in einem Pub, wo dann manch einer der Kaderspieler das letztwöchige Alkoholverbot versuchte zu kompensieren. Wie auch immer – jeder fand den Weg heim, die einen früher, die anderen später. Um 12.30 Uhr waren die meisten dann auch am Mittagstisch im Restaurant.
Nach einem langen Tag mit knapp drei Stunden Warten auf dem Flugplatz in Laibach landeten wir um 19.30 Uhr in Zürich. Zuvor hatte sich Kneterin Nadia morgens um 05.30 Uhr nach drei Stunden Schlaf mit den norwegischen Elchen auf den Flugplatz kutschieren lassen. Unser Wiener Würstl Züger trampte wieder mit dem Mafia-Mobil zurück nach Österreich. Um 21.30 Uhr war die Mission mit der Ankunft in Sargans beendet. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an unseren Team-Manager Franz, der wieder mal wirbelte ohne Ende. Es bleibt dabei: Ohne Franz keine Liechtensteiner Nati. Ebenfalls Danke den vielen FL-Fans in Skofja Loka – also Jakob Inhelder, den Eltern von Kevin und der jungen Dame mit dem Namen Slowenien.