Ich glaub' es geht schon wieder los…
…das darf doch wohl nicht wahr sein! Roland Kaiser war wohl in seinen besten Jahren bereits Fan vom UHC Schaan. Gemeint ist dabei die Kunst, Spiele möglichst spannend zu gestalten und so viele Nerven wie möglich zu brauchen. Jedes Drahtseil verkommt da zu einem seidenen Fädchen. An dieser "Tugend" hält die Herrenmannschaft auch zu Beginn der neuen Saison knallhart fest. Aber genug der Floskeln, Zeit für eine detaillierte Analyse.
UHCS – Benken Lions
Die Löwen vom Zürichsee kannte man bereits aus der letzten Saison. Bei einem Sieg und einer knappen Niederlage war schon auf dem Papier klar, dass es kein Spaziergang werden sollte. Apropos Spaziergang: Keiner aus dem 13-köpfigen Kader wollte sich den Saisonstart in heimischen Gefilden entgehen lassen. Bis auf Kapitän Felderer, der lieber durch die Walliser Rebberge schlenderte bzw. torkelte. Das Steuer übernahm für diese Runde Dauerläufer Neff und das nicht nur, weil er der einzige war, dem die Binde passte.
Die Anfangsphase war dann fast gemächlicher als das Aufwärmen. Als ob beide Teams erst einmal prüfen wollten, ob denn der Gegner im Sommertraining mehr getan hat als man selbst. In der 7. und 12. Minute schlugen die Lions als Erstes zu. Dies rief dann allmählich das Duo Hartmann auf den Plan. Zweimal Pass vom Sohn auf den Vater und Päng, steht es zur Pause 2:2! Gibt es wohl nur bei uns. In der Halbzeit mahnte man zu mehr Ruhe, welche dann auf beiden Seiten auch ganze zehn Minuten im zweiten Spielabschnitt anhielt. Mit dem nächsten Gegentreffer konnten die Löwen ihre Führung aber wiederherstellen. Passte den Schaaner ganz und gar nicht. Allen voran Neuzugang Zimmermann. Wie eben ein solcher hämmerte er einmal zu viel auf die Nägel äh Stöcke der Benkener und bekam dafür die erste Zweiminuten-Strafe - im Spiel - in der Saison - und überhaupt beim UHCS. Willkommen im Team. Fairerweise muss man dazu sagen, dass es eine Kollektivstrafe war weil eben alle ein bisschen "hämmerten".
Die Lions witterten nun ihre Chance, die Führung auszubauen. Jedoch rechneten sie nicht mit einer so frechen Unterzahl in Person von Neff und Hartmann jun. Wie junge Rehe konnten sie den Ball behaupten und liessen die Löwen wie begossene Pudel stehen. Noch besser, nach einem Zuckerpass von Hartmann auf Neff konnte dieser mittels Shorthander den Ausgleich markieren. In den letzten Minuten wurde dann nur noch mit zwei Linien gespielt, um irgendwie noch den Sieg zu erzwingen. Und tatsächlich schlug kurz vor der Sirene noch einmal das Duo Neff/Hartmann zu und die ersten zwei Punkte waren im Trockenen.
UHCS – R.D. Valendas II
Spannend war bereits das erste Spiel, doch was jetzt kam übertraf alles bisher Gesehene. Von 0 auf 100 ging es bereits in den ersten fünf Minuten und zack, lag man 0:2 zurück. Ruinaulta Devils Valendas war bis anhin ein unbekannter Begriff und manche streiten noch heute über die korrekte Aussprache, wenn es die denn gibt. Eher hört sich das Ganze nach einer rätoromanischen Sage an. Gewarnt war man nun aber allemal.
Die Schaaner wollten langsam aber sicher auch in die Offensive starten. Die Szene des Tages spielte sich dann auch bei einem Freischlag vor dem gegnerischen Tor ab. Verteidiger Schlumpf wollte diesen mit Jungspund Kilian ausführen doch aus unerklärlichen Gründen wollte dieser nicht und entferne sich vom Ort des Geschehen. Der Ball war aber bereits gespielt. Wie eine Spinne ihr Nest beschützend, versuchte Schlumpf noch den Ball abzudecken, doch kein Mitspieler weit und breit und so schnappte ein Bündner sich den Ball. So nicht, dachte sich der Schaaner und schnappte zurück und mit gehörig viel Wut im Bauch schepperte es im Kasten der Valendianer (?).
An dieser Stelle halten wir fest, dass der Spielbericht zu einem Buch verkommen würde, wenn alle Torszenen festgehalten würden. Darum: 1:3 / 2:3 / 3:3 / 3:4 / 4:4 – Pause!
Denn das war noch lange nicht alles. Eigentlich wollte man auch in dieser zweiten Hälfte mehr Ruhe ins Spiel bringen, doch das Nervenkostüm hatten alle zu tragen und nicht nur Häsi mit seinem hautengen Kompressions-Overall. Nachdem die Devils mal wieder 4:5 führten, kam Kilian mit einem frechen "Buabatrickli" um die Ecke und erwischte den schläfrigen Torhüter. Kurz darauf glänze auch Neff alias "Rächer der Armen" endlich wieder mal mit einem Zorro-Goal. Solche Tore beflügeln die Schaaner meistens und alle sind dann so euphorisiert, dass es nur gut gehen kann. Doch wie es kommen musste, waren wieder die Bündner mit zwei Toren an der Reihe, auch wenn man am Rhein flussaufwärts Fairplay nicht so gross schreibt. Zum Glück gibt’s ein Rückspiel. Egal, Coco unser Berner Müntschi konnte nur wenige Minuten danach wieder ausgleichen.
Kleines Rätsel: Was passiert wohl als nächstes? Richtig, wieder zwei Tore von Valendas. Langsam aber sicher reicht es! Timeout und erst mal kollektives rätseln. Die Umstellung auf zwei Linien bewährte sich bereits in der ersten Partie und so versuchte man erneut, das Spiel an sich zu reissen. Und siehe da, Hartmann, Neff und Derungs brachten Blau-Gelb bis zur letzten Minute mit 10:9 endlich erstmalig in Führung. Doch den Titel dieses Beitrags hätte man wohl auch nur aufgrund eben dieser letzten Spielminute verwenden können. Als erstes weckten die Teufel ihren Goalie auf, welcher Platz für einen vierten Feldspieler machte. Nach viel Gewühl konnte Neff davon profitieren und traf ins verwaiste Gehäuse. So weit so gut. Doch diese Rätoromanen tragen nun einmal viel Kampfgeist in sich und geben niemals auf. So erzielten sie tatsächlich noch den Anschlusstreffer zum 11:10. Wir sind wohlgemerkt immer noch in der letzten Minute. Nun das letzte Bully das letzte Mal für sich entscheiden. Hat bis dahin jedes Mal funktioniert. Aber genau dieses verdammte Anspiel geht an die Gäste und mit dem letzten Akt der Verzweiflung findet dieser verdammte weisse Ball doch noch irgendwie den Weg in die Maschen. Endstand 11:11! Kopfschütteln, Tränen, Wutausbrüche. Wäre es keine Heimrunde gewesen, würde die Kabine wohl nicht mehr wie eine solche aussehen.
Schlussendlich drei von vier möglichen Punkten geholt und immer noch ungeschlagen ;-)
Auch die Einstellung hat mehr als nur gepasst. Doch wenn es noch mehr solche nervenaufreibenden Krimis geben sollte, haben am Ende der Saison alle eine neue Haarfarbe. Routinier Hartmann kann ein Lied davon singen. Hoffentlich nur nicht das von Roland Kaiser.
© Pascal Müller / UHC Schaan